Dienstag, 3. August 2010

Wo sind deine Haare, August, August...

August heiße ich zwar nicht, aber seit dem Sonntag kann man mich das mit den Haaren auch fragen. Überall Haare, im Bett, auf den Teppichböden, auf den Tischen, am PC, im Bad, auf der Kleidung. Sie gehen langsam aus, wird also eine Weile dauern. Meinen Bestand an Staubsaugerbeuteln sollte ich wohl überprüfen.

Ich habe seit Sonntag auch wieder Atemnot, das sind schlimme Tage und Nächte. Jetzt kommt zu Antriebslosigkeit und Konzentrationsunfähigkeit noch die Müdigkeit.

Meine Schmerzmittel habe die unangenehme Nebenwirkung, nächtliche Schweißausbrüche zu verursachen. Und das Mittel gegen die Übelkeit zeigt gar keine Wirkung. Ich sehne den Besprechungstermin am Donnerstag herbei...

Sonntag, 25. Juli 2010

Arme Hausärzte...

Mein Doc ist ein Hausarzt vom alten Schlag, macht sogar Hausbesuche. Pro Quartal bekommt er für mich als Patienten ca. 30 EUR.

Ich bin Chemo-Patient, da kommen im Monat schnell fünf Hausbesuche und bis zu 10 ausführliche telefonische Beratungen zusammen, macht einen geschätzten Zeitaufwand von über vier Stunden aus, und das alles wird mit den 30 EUR abgegolten.

Nee, Mindestlohn gilt nicht für Ärzte. Ein untragbarer Zustand.
Ich frage mich, was man durch die Gesundheitsreform reformiert hat?

Ärzte bekommen nicht das, was sie tatsächlich leisten, Leistungen für Patienten werden immer weiter zusammengestrichen, siehe meinen Krankentransport.

Wohin soll das führen?
Warum haben die Verantwortlichen immer noch nicht die Erkenntnis, das Einsparungen um jeden Preis die treffen, die dringend Hilfe benötigen, und auch die, welche die dringend benötigte medizinische Hilfe laut ihrem ärztlichen Eid leisten?

Aber solange das Management gut verdient, die Pharmaindustrie satte Gewinne einfährt und die Politik einsparen kann - wen interessiert das schon?

Armes Deutschland...

Freitag, 23. Juli 2010

Es kann nicht nur gute Tage geben...

Mich schlaucht die Chemo seit Tagen, so mies habe ich mich noch nie gefühlt. Aber am 5. August ist ja Besprechung, und vielleicht ändert es sich dann.

Trotz allem, der Weg ist vorgegeben, er wird auch gegangen. Und der viele liebe Besuch lenkt mich auch sehr gut ab, somit sind die Tage zu überstehen.

Die Flüssigkeit in den Beinen und Füßen wird von Tag zu Tag weniger, dadurch werde ich auch wieder mobiler. Ein gutes Gefühl.

Heute bekam ich von der DAK schriftlich den ablehnen Bescheid über die Kostenübernahme der Krankenbeförderung. Sie teilte mir - Mit freundlichen Gruß - mit:
Keine Kostenübernahme möglich.
Nein, eine schriftliche Begründung war nicht dabei.
Und mir platzte der Kragen, ich habe formell Widerspruch eingelegt.

Dienstag, 20. Juli 2010

Mein Aufreger...

Mein Arzt gab mir vor der Einweisung ins Krankenhaus eine Verordnung zum Krankentransport mittels Taxi, damit ich zur CT kam. Bei dieser CT sollte genau abgeklärt werden, um was es sich in der Lunge handelt, da das aus den Röntgenaufnahmen nicht eindeutig ersichtlich war.

Zu diesem Zeitpunkt konnte ich keinen Schritt laufen, ohne Atemnot zu bekommen, und ich schaffte es auch nicht ohne Begleitperson, die ich übrigens privat bezahlen musste.

Jetzt meldet sich meine Krankenkasse (DAK) bei mir und teilt mir mit, dass sie die 16 EUR Taxikosten nicht übernehmen werden, können und dürfen, weil das vom Gesetzgeber so geregelt sei.

Ich fasse es nicht! Zählt denn der Mensch überhaupt nichts mehr?

Was haben wir nur für ein marodes Gesundheitssystem, das eindeutig am Wohl des Patienten vorbei nur die Kostenbremse im Auge hat?

Armes Deutschland.
Bin mal gespannt, wann sie uns Kranke in die Wüste abschieben, um Kosten zu sparen. Ich bin erwerbsunfähig, und wer nicht produktiv ist, wird ausgegrenzt, ist Bürger und Patient dritter Klasse.

Man(n) schafft (fast) alles...

...auch, wenn es einem alleine nicht immer leicht fällt. Es fehlt oft ein geduldiger Gesprächspartner, der einen aus dem momentanen Loch wieder herauszieht. Aber was nicht zu ändern ist, muss eben akzeptiert werden. Und wer hat uns versprochen, dass das Leben leicht sei?

In meiner Familie war und ist niemand vorbelastet in Sachen Krebs. Ich - und nicht nur ich - glaube deshalb, vieles kommt von der Seele. Und wer meinen Blog gelesen hat weiß, was meine Seele belastete und teilweise auch immer noch immer belastet. Ich habe immer wieder auf ein klärendes Gespräch mit meiner Ex und einigen anderen Menschen gehofft, aber leider war das vergebens.

Manche Menschen könnten einem mit einer simplen Aussprache bereits eine große Last von der Seele nehmen, oder mit einer ehrlichen Entschuldigung bzw. Wiedergutmachung. Aber welcher Mensch hat heute dazu noch die Größe?

Seit Montag ist es schlimmer - besser unangenehmer - geworden. Die Chemo hat eben Nebenwirkungen, die belasten. In meinen Beinen sammelt sich Flüssigkeit an, die trotz Medikamenten bisher nicht weniger geworden ist. Jeder Schritt schmerzt und fällt schwer. Auch sind die Schmerzen in der Lunge schlimmer geworden, somit bin ich öfter gezwungen, Schmerzmittel einzunehmen.

Alles, was ich im Haushalt erledigen muss, dauert jetzt unendlich länger als vorher. Wäsche abnehmen und einsortieren geht nur mit vielen Pausen, und auch Geschirrspülen dehnt sich zur Ewigkeit aus. Und doch hat es ein Gutes: Da ich nicht so lange in der Küche stehen kann, gönne ich mir seit Jahren endlich mal wieder Essen von außer Haus.

Na dann, weiter im Text, Augen zu und durch, Unkraut vergeht nicht...
...und außerdem bin ich Optimist, bei mir ist das Glas halb voll und nicht halb leer ;-)

Sonntag, 18. Juli 2010

Angst - wovor?

Im Krankenhaus mal wieder Michael Crichton (Airframe) gelesen, und dazu alles Greifbare von Evelyn Sanders (Mit Fünfen ist man kinderreich). Sonst komme ich ja nur sehr selten zum Lesen. Das war Entspannung pur.

Ich bin kein mutiger Mensch, hatte also mächtig Bammel vor dem Krankenhaus. Doch die Angst ist verflogen, ich fühlte und fühle mich zu jeder Zeit sicher und geborgen. Nehmen wir nur die Bronchoskopie - der Arzt erklärte mir, was er machen würde - ich wachte auf und es war bereits vorbei.

Es ist bewundernswert, wie Ärzte, Schwestern, Pfleger und Servicekräfte ihren Dienst versehen. Immer ein gutes Wort, immer eine freundliche Geste.

Und jeden Morgen flogen die Vampire ein, gnadenlos heißt es dann mit einem Lächeln "O'zapft is!" Man traut sich kaum mehr etwas trinken, weil man Bedenken hat, ob man noch dicht ist... ;-)

Samstag, 17. Juli 2010

Es hat einen Namen...

So, nach 12 Tagen wieder draußen aus dem Krankenhaus. Das Ding in meiner Lunge nennt sich kleinzelliges Bronchialkarzinom, Schema Carboplatin/Etoposid.

Lungenbiopsie habe ich hinter mir, und insgesamt 3 Liter Flüssigkeit haben sie mir aus der Lunge gezogen. War alles auszuhalten, ich bin zuversichtlicher denn je, denn Oldies sind bekanntlich zäh.

Die erste Chemo hab ich hinter mir, habe sie gut vertragen. Gut die Haare werden mir ausgehen, aber das dürfte wohl nur ein Schock für meine Friseuse sein, denn ihr fehlt im Endeffekt das Geld ;-)

Weiter geht es jetzt mit der nächsten Chemo Mitte August, und zwar ambulant.